Der folgende Text wurde uns vom stolzen Besitzer zur Verfügung gestellt.
Als "Elli" 2016 zu mir kam wurde sie 66 Jahre alt und damit hat nach Udo Jürgens für Elli das Leben gerade erst (bei mir) begonnen.
Am 23. Oktober 1950 wurde Elli mit der Bezeichnung 170 V a IL Ia in Hamburg ausgeliefert. Ihr äußeres Kleid war von oben bis unten Blau - DB 331 blau.
Alle Teile hatten eine eigene Nummer, der Motor, das Getriebe, der Rahmen, die Vorderachse, die Hinterachse, die Windschutzscheibe, Türgriffe innen und außen bis zur Fensterkurbel. Es entsteht der Eindruck, Elli war keine Serie, sondern wurde 'individuell' aus Bestandsteilen zusammengefügt und per Direktionsbeschluß Nr. 3901 als Innenlenker und Bereift in den Verkehr geschickt.
Alle Scheiben sind noch Flachglas, die Frontscheibe wurde von Sigla als Verbund-Sicherkheitsglas und die Türen- und Rückwandfenster schon als Skurit geliefert.
Die Armaturen waren damals noch schwarz - eine Dame verschönert sich ja bekanntlich gerne im mittleren Alter und hat heute die selteneren weißen, zwischenzeitlich eldel patinierten Armaturen.
Standard waren offensichtlich Aschenbecher mit Zigarettenanzünder. Aus gesundheitlichen Gründen und zur Krebsvermeidung sind diese heute außer Betrieb bzw. zweckentfremdet.
Als Sonderausführung wurde ein Wärmetauscher (Heizung) montiert und Elli zur Frostfreiheit mit Glysantin gefüllt ! nichts war da schon selbstverständlich.
Aufs Rentenalter wurde Elli geliftet - der Lack wurde erneuert und Sie bekam als Ersatz zum alten grauen Stoffbezug D4 eine neue hellgraue Kunstleder-Innnenhaut.
Innovation "Innenlenker"
Das Model 170 stellt den Übergang von der Motorkutsche zum Kraftfahrzeug dar. Bei Einführung (Vorstellung 1936 auf der IAA in Berlin) war es offensichtlich noch nicht selbstverständlich, dass der "Kutscher" nicht mehr im Freien auf dem "Bock" saß. Daher handelt es sich bei Elli schon um einen innovativen "Innenlenker", was explizit als Auslieferungsmerkmal in den Unterlagen vermerkt ist.
Doppelbedeutung "Ross-Lenkung"
Das Lenkgetriebe ist eine von der ZF-Friedrichshafen in Lizenz produzierte "Ross-Lenkung" die wegen ihren guten Eingenschaften, leicht einzustellen, erschütterungsfrei zu handhaben, selbständiger Rücklauf und günstige Herstellung sogar bis 1967 noch im VW T1 verwendet wurde.
Durch den selbständigen Rücklauf konnte die Ross-Lenkung mit einem Spiel bis 2,5 cm spezifiziert werden d.h. man mußte sich noch nicht all zu weit vom Lenken einer Kutsche entfernen. Bei Geradeausfahrt läßt man die Zügel los, die Lenkung hat Spiel und das Fahrzeug fährt konstruktiv gerade aus. Nur ganz leichte Reibung läßt leichte Korrektur zu. Muß die Richtung korrigiert werden, wird das Lenkungsspiel wie ein Zügel einseitig belastet. Würde man an beiden Züglen ziehen -> das "Roß" würde stehen bleiben!